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Kirche in Mittel-Seemen

Chronik zu Mittel-Seemen

Mittel-Seemen wurde erstmals im Jahr 1322 in einem Zinsregister des Klosters Konradsdorf erwähnt und 1358 erstmals urkundlich; es gehört zu den ältesten Besiedelungen des oberen Seementales, wie die Bezeichnungen der Talschaft „Siemenehe“ oder „Siemenaha“ belegen. Die Endungen “ehe” und “aha” werden von verschiedenen Historikern der ersten Siedlungsperiode im 4. und 5. Jahrhundert zugeordnet. Die Entstehung unserer Kirche wird in das 13. Jahrhundert datiert. In kirchlicher Hinsicht unterstand Mittel-Seemen bis zur Einführung der Reformation durch die Standesherrschaft Stolberg im Jahre 1535 dem Erzbistum Mainz, dem Archediakonat St. Maria ad Gradus, Dekanat Roßdorf bei Hanau und gehörte zur Mutterkirche Gedern.

Ab 1535 der Pfarrei Ober-Seemen zugehörig, wurde im Jahre 1724 Mittel-Seemen mit dem Filialort Nieder-Seemen eine eigenständige Pfarrei. In dem zu dieser Zeit neu erbauten Pfarrhaus befand sich auch eine Schulstube, da der erste Pfarrer der Gemeinde, Johann Balthasar Köhler aus Herchenhain, zugleich als Lehrer im Ort tätig war. Im Jahre 1840 erhielt die Kirchengemeinde ihre erste Orgel, die der damalige Bürgermeister in Schotten ersteigerte. Sie wurde im Chor der Kirche über dem Altar aufgestellt.


 Besonders erwähnt werden soll hier Pfarrer Ludwig Schmehl, gebürtig aus Naunheim bei Wetzlar, der von November 1854, zunächst als Pfarrverwalter und ab 1859 als Pfarrer, bis zu seinem Ableben im Februar 1900 in unseren Gemeinden tätig war. Von 1880 bis 1890 betreute er auch die vakante Pfarrstelle in Ober-Seemen. Sein spezielles Interesse galt dem Wetter. Ihm verdanken wir die Aufzeichnungen über Temperaturen, Unwetter und die von der Witterung abhängigen Ernteerträge während seiner gesamten Amtszeit. Eine umfangreiche Sanierung der Kirche erfolgte im Jahre 1905 aufgrund von Hausschwammbildung, die auch die Orgel unbespielbar machte. 1906 konnte eine neue Orgel angeschafft und geweiht werden. Das Dreiergeläute der Kirche musste ebenfalls immer wieder unter großen finanziellen Anstrengungen der Gemeinde vervollständigt werden, da Glocken zersprangen oder wegen der beiden Weltkriege abgegeben werden mussten. Bei Sanierungsmaßnahmen Mitte der 1960er Jahre entdeckte man, nachdem die Orgel einen neuen Platz auf der Empore an der Westseite erhalten hatte und der alte Putz im Altarraum entfernt worden war, Reste von Originalmalereien aus dem 13. Jahrhundert, die in ihrer Art, ihrem sichtbaren Umfang und in ihrer Festigkeit als einmalig für Dorfkirchen in unserem Gebiet bezeichnet wurden und bei Experten für Aufsehen sorgten.

Doch erst im Zuge der letzten großen Renovierung, mit der im Jahre 2005 begonnen wurde, wurden die Malereien von Staub, Ruß und Salzen gereinigt und gesichert. Nach Abschluss aller Arbeiten im Innen- und Außenbereich konnte die Einweihung der Kirche mit einem Festgottesdienst am 30. März 2014 gefeiert werden. Mittel-Seemen hat zurzeit rund 320 Einwohner. War der Ort früher überwiegend bäuerlich geprägt, so gibt es heute nur noch wenige Nebenerwerbslandwirte, die Rinderzucht betreiben. Die landwirtschaftlichen Flächen sind überwiegend verpachtet. Geschäfte und Gaststätten sind nicht mehr vorhanden. Für kulturelle Veranstaltungen aller Art steht die Seementalhalle als größter Veranstaltungsraum der Stadt Gedern zur Verfügung. Der einzige örtliche Verein, der noch besteht, ist die Freiwillige Feuerwehr. Mitglieder und Akteure der anderen Vereine (Sportverein, Landfrauen, Geschichtsverein, Seementaler Musikanten usw.) kommen auch aus den umliegenden Gemeinden und bestreiten ihre Aktivitäten bereits gemeinsam. Die kirchliche Gemeinde hat 187 Gemeindeglieder (Stand Juli 2014). Sie verfügt neben der Kirche über einen Gemeindesaal, der nach dem Verkauf des Pfarrhauses im Jahre 2008 von der Stadt Gedern in der „Alten Schule“ des Ortes 2012 angemietet wurde. Alle weiteren kirchlichen Aktivitäten wie Gottesdienste, Konfirmationen, Frauenkreis usw. gleichen denen der Nachbargemeinde Nieder-Seemen.

Der Geschichtsverein Seemental e.V . hat in seiner „Dorfchronik Mittel- & Nieder-See-m en“, die im Jahre 2013 veröffentlicht wurde, die Geschichte der beiden Gemeindena uch im Hinblick auf die Kirchengemeinden, die Kirchen und die Pfarrer ausführlichb ehandelt und beschrieben.

Waltraud Heidenreich, Kirchenvorsteherin, im Mai 2015

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