Menu
Menü
X

Kirche in Nieder-Seemen

Chronik zu Nieder-Seemen

Nieder-Seemen ist ein kleiner Ort am südlichen Rande des Vogelsbergs und gehört seit 1972 zu der Stadt Gedern. Er bildet mit Volkartshain, Ober- und Mittel-Seemen das Kirchspiel Seemental. Unsere Kirche liegt am Seemenbach und wird immer wieder einmal vom Hochwasser eingeschlossen. Nur mit Hilfe der Feuerwehr konnte bis jetzt das Eindringen des Wassers in den Kircheninnenraum verhindert werden.

Nieder- und Mittel-Seemen teilten sich bis zum Jahr 2006 eine Pfarrstelle. Sitz der Pfarrstelle war Mittel-Seemen, dort war auch das Gemeinde- bzw. Pfarrhaus mit Gemeindebüro. Nach dem Zusammenschluss der vier Seemental-Gemeinden wurde unser Pfarrhaus verkauft. Das gemeinsame Gemeindebüro befindet sich seither in Ober-Seemen.

Dorfleben

Nieder-Seemen hat rund 220 Einwohner. Die Altersstruktur ist gut gemischt, so dass wir nicht von einer Überalterung des Ortes sprechen können. Der größte Anteil der Bewohner ist evangelisch. Außerdem wohnen auch bei uns einige Familien, die nach dem Zweiten Weltkrieg u. a. aus dem Sudetenland vertrieben wurden und hier eine neue Heimat fanden. Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Grundschule in OberSeemen; nach der Grundschule wechseln sie an die Gesamtschule in Gedern. Die kleineren Kinder besuchen den städtischen Kindergarten in Ober-Seemen. Die Kindergartenkinder werden von einem Kleinbus abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Für den Transport der Schulkinder ist der öffentliche Nahverkehr zuständig.

Da es am Ort weder ein Lebensmittelgeschäft, einen Bäcker oder Metzger noch einen Arzt gibt, ist man auf das Auto angewiesen. Einkäufe werden in der Regel in OberSeemen, Wenings oder Gedern getätigt. Früher war der Ort von der Landwirtschaft geprägt. Heute gibt es nur noch vier landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe und zwei Haupterwerbsbetriebe. Daneben sind einige Handwerker und Dienstleister im Ort ansässig. Die meisten erwerbstätigen Bewohner haben ihren Arbeitsplatz im Umkreis von ca. 20 km bis 100 km. Nieder-Seemen verfügt über ein vielfältiges Vereinsleben. So gibt es den Landfrauenverein Nieder-/Mittel-Seemen, eine Freiwillige Feuerwehr, einen Gesangverein (der zurzeit ruht) und den Geschichtsverein Seemental. Die Vereine unterstützen sich gegenseitig bei ihren Veranstaltungen. So konnte 2014 anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung unseres Dorfes vor 675 Jahren, also 1339, ein Dorffest gefeiert werden und 2010 das 100-jährige Jubiläum des Neubaus der Dorfschule, die heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt wird. 

Kirche und kirchliches Gemeindeleben

Unsere Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, erkennbar an dem großen Rundbogen und an einem bei den letzten Renovierungsarbeiten gefundenen Balkens. Die Kirche wurde, wie viele andere Kirchen, im Laufe ihres Daseins schon oft renoviert. Eine Renovierung im Jahr 1752 konnte aus Einnahmen vom „Guten Born“ bestritten werden. Diese „Wunderquelle“ trat zwischen 1550 oder 1601 und 1794 in Abständen von ca. 50 Jahren wiederholt auf. Mit dem Wasser bzw. mit dem aus Wasser und Erde gemischten Schlamm wurden unter anderem Lahmheit und Augenleiden kuriert. Die Heilung erhoffenden Kran- ken kamen nicht nur aus der Umgebung, sondern z. B. auch aus Speyer, Mainz, Worms, Heidelberg und Wetzlar.

Die letzte Renovierung der Kirche fand 1996 statt. Was mit einen Vordach begann, um den Eingangsbereich vor Regen zu schützen, endete in einer acht Jahre dauernden Grundsanierung. Wegen Hausschwamm und anderer Mängel wurde der Turm abgenommen und der komplette Außenputz entfernt. Trotz immer neuer Schwierigkeiten konnte 2004 endlich die renovierte Kirche mit einem großen Gemeindefest wieder an die Kirchengemeinde übergeben werden. Nieder-Seemen ist als Kirchengemeinde trotz des Zusammenschlusses noch selbstständig und hat einen eigenen Kirchenvorstand. Gottesdienste wird alle 14 Tage gefeiert. Es werden Vormittags- und Abendgottesdienste angeboten, bei Bedarf auch Nachmittagsgottesdienste. Die Gottesdienste sind in der Regel gut besucht.

Kindergottesdienst wird zurzeit nicht angeboten. Es besteht die Möglichkeit für Kinder, die Interesse am Kindergottesdienst haben, diesen in Ober-Seemen zu besuchen. Alljährlich wird mit den Kindergarten- und Schulkindern ein Krippenspiel eingeübt und im Gottesdienst an Heiligabend aufgeführt. Im Anschluss an den Gottesdienst erhalten alle im Gottesdienst anwesenden Kinder von der Kirchengemeinde ein kleines Geschenk, die beim Krippenspiel Mitwirkenden selbstverständlich dazu noch ein Extra-Dankeschön. Da wir nur einen Pfarrer für vier Gemeinden haben und jede Gemeinde an Heiligabend einen Gottesdienst haben möchte, wird im Wechsel bereits um 14.30 Uhr mit den Gottesdiensten begonnen.

Unsere Konfirmanden werden mit allen Jugendlichen aus den vier Gemeinden gemeinsam in Ober-Seemen unterrichtet, wo sie auch gemeinsam vorgestellt werden. Die Konfirmation findet dann in der Regel in Nieder-Seemen bzw. in Mittel-Seemen statt. Ein Frauenkreis wird von Oktober bis Ende April im Wechsel mit Mittel-Seemen gemeinsam angeboten. Den Abschluss des Frauenkreises bildet ein gemeinsamer Ausflug mit Ober-Seemen. Gemeinsam mit Frauen aus allen Gemeinden wird der Weltgebetstag vorbereitet und gestaltet. Der landestypische Imbiss im Anschluss an den Gottesdienst ist immer gut besucht.

Der Kirchenchor, der in Ober-Seemen angesiedelt ist, wird auch von hiesigen Mitgliedern besucht und gesanglich unterstützt. So war es auch selbstverständlich, dass 2010 und 2014 bei unseren Dorffesten dieser Kirchenchor unsere Festgottesdienste mitgestaltete. Der jährliche Gemeindeausflug der vier Kirchengemeinden wird immer gerne wahrgenommen, so dass man mit zwei Omnibussen unterwegs ist. Das Erntedankfest wird im Wechsel einmal als gemeinsames Fest aller vier Gemeinden in der Seementalhalle und im folgenden Jahr von jeder Gemeinde für sich begangen. Wird es in der eigenen Gemeinde ausgerichtet, so schließt sich an den Gottesdienst ein gemeinsames Mittagessen oder Kaffeetrinken an. 

Durch den Zusammenschluss mit Ober-Seemen wächst langsam zusammen, was schon einmal - bis zum Jahre 1724 - eine Kirchengemeinde war. Gemeinsame Veranstaltungen werden von allen Gemeindemitgliedern der vier Kirchengemeinden gut besucht. Als einen besonderen Höhenpunkt im Gemeindeleben unserer Kirche kann man die Orgelwanderung im August 2007 nennen. Diese begann in unserer Kirche, wo der damalige Dekanatskantor Merkel kurz die Orgel erläuterte und im Anschluss auch gekonnt einige Stücke spielte und Pfarrer Flos unsere Kirche mit ihrer Geschichte vorstellte. Anschließend wanderte man nach Ober-Seemen, um auch hier die Orgel und die Kirchengeschichte kennenzulernen. Nach einer kurzen Kaffeepause ging es dann gestärkt weiter nach Volkartshain zur Kirche. Wegen laufender Renovierung konnte Mittel-Seemen nicht besucht werden.
Unsere Gottesdienste sind in der Regel gut besucht. Leider sind es überwiegend unsere älteren Gemeindemitglieder, die den Gottesdienst besuchen. Hier wäre es wünschenswert, einen Weg zu finden, um auch jüngere Gemeindemitglieder zum Gottesdienstbesuch zu bewegen.

Astrid Sauerwein, Kirchenvorsteherin, und Erhard Müth, Heimatgeschichtler, im Mai 2015
 

top